04.Kindergarten
Während der Woche habe Vormittags in der Pre-School der luth. Kirche gearbeitet.
Mit der Lehrerin habe ich mich von Anfang an sehr gut verstanden, was die Arbeit und das Eingewöhnen natürlich um einiges erleichterte.
Zu der Zeit arbeitete die Lehrerin mit 30 Kindern.
Im neuen Schuljahr (ab Januar) waren nur noch 14-20 Kinder da.
Die wechselnde Kinderzahl hatte bei vielen Familien finanzielle Gründe.
Die monatliche Pre-School-Gebühr betrug 70 Rand (ca.7 €) und konnte häufig nicht aufgebracht werden.
Oft haben die Familien erst einmal die Schulgebühren für die älteren, schulpflichtigen Geschwisterkinder bezahlt.
Wir hatten einige Kinder in der Gruppe, die im kommenden Januar zur Schule kommen werden, aber nur sehr selten in der Pre-School waren und dementsprechend nicht so viel mitbekamen, wie die anderen Kinder. Einige von diesen Kindern werden auch keine Schultüte erhalten und sind dementsprechend schon jetzt weniger motiviert.
Zum Ende meiner Zeit war die kleine Kinderanzahl ein besonderer Segen, weil die Lehrerin viel krank war und ich dadurch alleine mit den Kindern war.
Da wir uns aber inzwischen so gut kannten und verständigen konnten, war das kein Problem.
Bei der Arbeit mit Kindern konnte ich mehr Siswati lernen als im Alltag in den Familien.
Die Kinder redeten viel mit mir und wiederholen immer wieder.
Wenn ich Fehler machte oder mir nicht so sicher war, haben mich vor allem die älteren Kinder korrigiert.
In der Vorschularbeit und beim Umgang mit Kindern zuhause, konnte ich deutliche Unterschiede zu der Pädagogik, die in Deutschland angewandt wird, sehen.
Mit manchen Dingen musste ich lernen umzugehen.
Besonders mit der Art der Bestrafung und den Konsequenzen bei unerwünschtem Verhalten.
Mir ist sehr stark aufgefallen, dass es viel um Respekt älteren Menschen gegenüber geht, dass es viele Verbote, wenige Erklärungen und nicht sehr viel Achtung des Individuums gibt.
Natürlich ist das nicht in allen Familien so, aber ich beobachtete es bei vielen.
Der Respekt älteren Menschen gegenüber, der von manchen Deutschen bei Kindern und Jugendlichen vermisst wird, ist dort in vielen Beziehungen in Angst vor der älteren Person übergegangen.
Kinder aus strengen Familien haben, aus meiner Sicht, viel öfter versucht, Dinge zu verheimlichen, als in Familien, in denen die Erwachsenen-Kind-Beziehung freier war. Dies erinnert mich stark an meinen letzten Sri Lanka Urlaub da es fast genauso dort war.
Hier sehe ich auch einen großen Zusammenhang mit der rasenden Verbreitung von HIV/AIDS in Südafrika und den vielen Teenagerschwangerschaften.
Ich denke, wenn viel vorgeschrieben und verboten wird, aber wenig erklärt und kaum Raum für auch mal unangenehme Fragen ist, wird vieles heimlich gemacht, besonders bei Jugendlichen.
In der Pre-school und auch bei der Kidsweek in Matsulu, wo Imke und ich im Dezember waren, wurde diese Themen aber glücklicherweise sehr offen und direkt, aber kindgerecht behandelt.
Wenn man eine Reise nach Afrika plant, sollte man sich eine Auslands-Reiseversicherung nehmen.